Welche Vorteile bieten Coworking Spaces introvertierten Menschen?

Die Arbeitswelt richtet sich primär nach kontaktfreudigen Menschen mit Kommunikationstalent aus; dynamische Orte wie Coworking Spaces scheinen für Extrovertierte wie gemacht. Doch je nach Statistik sind 30 bis 50 Prozent der Gesellschaft eher introvertiert veranlangt. Introvertierte Personen benötigen mehr Ruhe und weniger soziale Stimulation. Das macht sie jedoch – gerade aufgrund ihrer zurückhaltenden Art – zu einer großen Bereicherung für Communities.

Was spricht für Introvertierte dafür, sich in einem Coworking Space anzumelden? Und wie trägt eine Community Software wie coapp aktiv dazu bei, dass sie sich trotzdem mit anderen vernetzen und wohlfühlen können?

Gute Gesprächskultur und gesunde Gruppen

Obwohl es den Anschein haben mag, dass die Atmosphäre von Coworking Spaces extrovertierten Menschen besser entspricht, bietet das Konzept auch Introvertierten viele Vorteile. Nicht zuletzt, weil sie sich in sozialen Situationen eher reserviert verhalten und sich von zu viel Trubel erstmal distanzieren, kann das eine angenehme Ergänzung sein für eine Community, der viele kontakt- und mitteilungsfreudige Menschen angehören. Schließlich ist die Fähigkeit, aufmerksam zuhören, differenzieren und Entscheidungen analytisch treffen zu können, eine wichtige Voraussetzung für funktionierende Gruppen. Schüchterne Persönlichkeiten nehmen häufiger die Außenperspektive ein und können gut reflektieren – in Communities eine große Qualität.

Wer sich schwer tut, bei Gesprächen die Initiative zu ergreifen, kann mit coapp den Anfang machen. Introvertierte können auf soziale Situationen in der Teeküche oder am Kickertisch verzichten und bequem per coapp Messenger Gespräche beginnen. In Channels und Pages lässt es sich auch in größeren Gruppen über gemeinsame Interessen oder Projekte austauschen. Ganz ohne Kickertisch.

Neue Ideen für Eventformate

Taraneh Taheri ist Autorin beim New Work-Magazin Neue Narrative, für das sie über das (Über-)Leben von Introvertierten in einer extrovertierten Arbeitswelt schreibt. Sie zählt Empathie und Klarheit zu ihren Stärken und ist davon überzeugt, dass introvertierte Menschen mehr Anerkennung verdienen. Sie arbeitet selbst in einem Coworking Space, in dessen Community zahlreiche gemeinsame Aktivitäten wie Joggen, Lunches oder Workshops stattfinden. »Auch, wenn ich die Menschen in unserem Coworking Space alle sehr gerne habe, war mein erster Impuls: Ich möchte das alles nicht«, schreibt sie. Sie wundert sich über die Selbstverständlichkeit, »mit der davon ausgegangen wird, dass alle Menschen jederzeit Interesse an Konzepten der Begegnung, Kollaboration und Austausch hätten.«

Wenn in Coworking Spaces die Bedürfnisse introvertierter Menschen mitgedacht werden, kann das die Spannung etwas lösen. Es sollte für alle Typen möglich sein, die perfekte Balance zwischen Privatsphäre und sozialer Interaktion für sich zu justieren. Introvertierte Personen, die lieber alleine arbeiten, um sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren, möchten dennoch nicht vollständig von der Außenwelt abgeschottet sein. Während es einerseits im Coworking-Space verschiedene Rückungsmöglichkeiten, Einzelbüros und stille Räumlichkeiten geben sollte, kann coapp hier ebenso helfen, besondere Events im Kalender zu finden, die Kontaktfreudigkeit nicht voraussetzen.

Wie wäre es mit einer Silent Reading Session einmal im Monat? Oder kreative Kurse, die sich ohne Geplauder aufs Malen oder Töpfern konzentrieren? Künstlerische Tätigkeiten empfiehlt auch die Autorin Susan Cain, die in ihrem Introvertierten-Bestseller »Quiet« erklärt, dass Introvertierte sich häufig durch Schrift oder Kunst besser ausdrücken können als durch Gespräche.

Einblicke in die eigene Arbeit geben

»Es erfordert viel Mut, zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen, obwohl sie nicht in eine extravertierte Arbeitswelt passen«, schreibt Taraneh Taheri. »Das gilt für das Bedürfnis nach Ruhe und Alleinsein in einem Coworking Space, aber auch für andere Fragen: Wie schaffe ich es, meine kritische Perspektive einzubringen, wenn alle um mich herum dominant und laut sind? Wie mache ich als stille Person meine Arbeit transparent?«

Für alle Extrovertierten, die ihren Elevator-Pitch jedem Fremden schon vor dem ersten Kaffee runterrattern könnten, stellt es kaum ein Problem dar, über die eigene Arbeit zu berichten. Introvertierten Menschen fällt es vielleicht leichter, ihre Arbeit digital über LinkedIn, ihre Website oder eine eigene Portfolio-Seite in coapp darzustellen. Letztere bieten über den Marktplatz die Möglichkeiten, etwa Sparringspartner in der Community zu finden, Jobs zu posten oder über die Suchfunktion nach Freelancern mit den nötigen Skills zu suchen.

Grundsätzlich liegt der Vorteil eines Coworking Spaces für Introvertierte natürlich darin, dass sie in einer Gruppe Gleichgesinnter arbeiten können, denn hier trifft man eher auf Menschen, die in ähnlichen Arbeitsbereichen tätig sind. Das kann schon vorab zu einem höheren Verständnis und einer besseren Unterstützung führen. Auch wenn die Interaktionen in einem Coworking-Space vielleicht nicht so tiefgehend sind wie im traditionellen Arbeitsumfeld, kann das gemeinsame Arbeiten an einem Ort dennoch dazu beitragen, das Gefühl der Isolation zu reduzieren. Gemeinsam und – im Sinne aller Introvertierten – dennoch allein, quasi.

Die Potenziale der Schüchternheit

In der Ausgabe 04/23 von Psychologie Heute liegt der Fokus auf Schüchternheit und ihren Auswirkungen. Der Professor Urs Stäheli beschreibt im Interview, dass Schüchterne eher extrovertierte Personen mit ihrem Wesen daran erinnern, Momente des Nichtkommunizierens auszuhalten – etwas, das viele verlernt hätten. »Für die vorherrschenden Wertvorstellungen der mühelosen Kommunikation sind Schüchterne deshalb auch eine Provokation«, sagt er. Introvertierte Menschen entziehen sich also ein stückweit dem Druck der Selbstdarstellung und der permanenten Beschallung. »Das kann Ideen für andere Arten des Zusammenlebens anstoßen, wie etwa ein wertschätzendes Nebeneinander, das nicht notwendigerweise mit aktiven Interaktionen einhergeht«, so Stäheli.

Achtsamkeit, stille Wertschätzung und einfach mal die Klappe halten können – Qualitäten, die jedem Coworking Space gut tun.

Sonja Pham


Sonja Pham schreibt als freie Journalistin über Kultur, Kulinarik und Kreativität. Sie studierte Kommunikationsdesign an der Designschule München, was sie zwar nicht zur Grafikdesignerin machte, aber signifikant ihre Liebe zur Gestaltung und zum Printjournalismus verstärkte. Seit Anfang 2021 bringt sie als Stellvertretende Chefredakteurin das Grafikmagazin mit heraus.

https://www.sonjapham.com
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